Eine weltmeisterliche Fahrt über den Kilimandscharo

22 Jan

In der Vergangenheit konnten die Gäste des alljährlichen Sponsorenevents des FC Steinach schon einiges an interessanten Vorträgen hören und erleben. Mit dem Auftritt des Ostschweizer Ballonfahrers Stefan Zeberli im Steinacher Gemeindesaal gelang der Marketingkommission unter der Leitung von Roman Hengartner erneut ein guter Wurf, hatte man doch den amtierenden Weltmeister, den 5-fachen Rekordeuropameister und 7-fachen Schweizermeister zum Referat eingeladen. Und das ist schliesslich kein Pappenstiel.

Die Schilderungen erweckten von Beginn des Vortrages den Eindruck, dass er mit seinem Ballon verwachsen ist, sozusagen eine Einheit. Bereits im Alter von sechs Jahren träumte der kleine Stefan davon, Ballonfahrer zu werden. Heute blickt der 42jährige Zeberli auf 20 Jahre Ballonfahren zurück, betreibt eine Ballon-Unterhaltsfirma mit Pilotenausbildungen und, zur Erlangen der Pilotenlizenz, die Abnahme deren Prüfungen. Er ist auch Chef Prüfungsexperte beim BAZL. Und macht gewerbsmässig Ballonfahrten. Bisher hat er 6000 Stunden im Ballon verbracht und sich in Wettkämpfen die oben erwähnten Titel erkämpft. Die Ballonprüfung, eine Funktionskontrolle, die alle 100 Flugstunden erfolgen muss, wird ebenfalls von seiner Firma durchgeführt. Zum Vortrag gehörten auch die Erläuterungen über die Entstehung des Ballonfahrens. Bereits im Jahr 1783 hatten die Brüder Joseph Michel und Jacques Etienne Montgolfier entdeckt, dass heisse Luft leichter ist als kalte. Daraus resultierte die Erfindung des Heissluftballons. Ganz im Gegensatz zum Gasballon der mit Wasserstoff gefüllt wird und seinen Auftrieb durch das Gas erhält. Wie zu erfahren war, sprechen die problemlosere Handhabung und finanzielle Gründe mehr für das Einsetzen von Heissluftballons.

Stefan Zeberli beim Vortrag und der Präsentation einiger stimmungsvoller Bilder.


Das Suchen nach der erforderlichen Windrichtung

Neben seinen Aufgaben in der Firma und den Kundenflügen entfallen rund 20 Prozent seiner Tätigkeit auf Wettbewerbsfahrten. Ein Zeichen dafür, dass er dieser Disziplin mit Haut und Haar verfallen ist, sich damit aber gleichzeitig für das Image der Ballonfahrerei einsetzt, das er mit seinen exzellenten Wettkampfresultaten pflegen kann. Seine Schilderungen über die Ballonfahrerei dokumentierten den Zuhörenden, dass es dafür eine Eigenschaft bestimmt braucht: ein präzises Arbeiten. Wenn sich Stefan Zeberli als Perfektionist bezeichnet, muss das stimmen. Denn Ballonfahren lässt sich nicht mit maschinellem Einsatz durchführen. Wie er bestätigte, wird auch noch nichts Computer unterstützt erledigt. „Was viele Leute als ein beschauliches Erlebnis betrachten, ist für mich Spitzensport“. Eine Aussage, die spätestens nach dem Gehörten alle Anwesenden unterschreiben wurden. Denn Sicherheit ist oberstes Gebot. Zum korrekten Ballonfahren gehört das Steuern des Gerätes. Für Laien mit Fragezeichen verbunden. Wie steuert ein Pilot mit dem Ballon ein Ziel an? „Er sucht sich auf der dafür idealen Höhe den Wind mit der notwendigen Richtung“, sagt Zeberli. Das tönt einfach, erfordert aber eine Menge Erfahrung und Fingerspitzengefühl, um das Problem optimal zu lösen. Dass er das im Griff hat, dokumentieren seine Wettkampferfahrung und die Rangierungen.

Während des ganzen Vortrages im Steinacher Gemeindesaal hatte zwar niemand die Gelegenheit, abzuheben, doch dürfte es so manchem Zuhörenden darnach zumute gewesen sein bei den zweifellos gut fundierten Erläuterungen und Erzählungen über das Fahren (nicht Fliegen) im Gasballon oder Heissluftballon. Wenn der Pilot die Fahrt über den Kilimandscharo in Namibia schilderte oder seine Fahrten über die Alpen, hatte natürlich eine hohe Aufmerksamkeit seinerseits höchste Priorität, doch lässt sich der Routinier darin erkennen, wenn er bei seinen Erinnerungen an die Überquerung des Kilimandscharos spricht, über die Aussicht aus hoher Warte, oberhalb dem verschneiten Kraterrand und ins Schwärmen kommt über die Sichtweise, die so vermutlich nur dem Ballonfahrer vergönnt ist.


Speziell erwähnte der Referent die im Mai in Gossau SG stattfindende Schweizermeisterschaft im Ballonfahren. Dieser Anlass dürfte alle jenen Anwesenden Gelegenheit bieten, das Ambiente zu erleben, wenn, nebeneinander platziert, die Ballone auf den Start warten und anschliessend gemeinsam abheben. Durchführungsdatum: 8. – 12. Mai 2024, www.smhl.ch.  Beendet wurde der spannende Vortrag mit der Überreichung eines Präsents als Dank an den Referenten und Ballonfahrer Stefan Zeberli. Auf die Zuhörenden wartete einiges für das leibliche Wohl verbunden mit zwischenmenschlicher Kontaktpflege an den runden Tischchen im Foyer des Gemeindesaales. (Text und Bilder: Fritz Heinze)